Iran (3.6.-23.3.)

Iran (3.6.-23.3.)

Tag 56, 4.6.2013 – Von Ivughli durch Tabriz nach Nir

km 164722

Im Iran ist März. In 3 Tagen habe ich Geburtstag und werde -596 alt, denn wir schreiben das Jahr 1397. Unser Ziel für heute soll Tabriz sein. In der Stadt soll es einen wunderschönen Basar mit Freitagsmoschee geben. Wie immer haben wir Pech: Da heute der 24. Todestag von Ayatollah Khomeyni ist, sind alle Geschäfte geschlossen – auch der Bazar. Dies wäre zwar nicht so schlimm, aber auch die Banken haben heute zu. Morgen ist ein Feiertag zu Ehren eines anderen Imams, am Donnerstag ist muslimischer Samstag, am Freitag muslimischer Sonntag. Also gibt es bis Samstag kein Geld für uns. Auf der Straße werden wir angesprochen, ob wir Dollar zu Rial wechseln wollen. Nach Verhandlungen bezüglich des Wechselkurses – er will uns 32.000 Rial geben, wir wollen 38.000 – einigen wir uns auf 36.000 und schon sind wir Millionäre (für 50 US Dollar erhalten wir 1,8 Millionen Rial; 1 kg Tomaten kostet ca. 15.000 Rial, 1 Liter Diesel ca. 3.500 Rial).

Wir beschließen, Richtung Ardabil und Kaspisches Meer zu fahren. Das Pick Nicken scheint ähnlich wie bei den Türken Volkssport zu sein und so mischen wir uns an einem kleinen See unter das Volk. Schnell werden wir zur Attraktion. Wir bekommen Muffins, Kekse, Süßigkeiten und Rosinen. Selbst auf dem Familienfoto dürfen wir nicht fehlen. Eine Frau mit ihrer kleinen Tochter erscheint uns wieder als sehr skurril: Auch sie fragt, was wir vom Iran denken und jammert, wie schlecht es sei. Wir tun so, als höre man in den österreichischen Medien nichts davon. Heute klopft niemand an unsere Wagentüre und schlafen wir friedlich.

Day 56, 4 June 2013 – From Ivughli via Tabriz to Nir

km 164722

It’s March in Iran. My birthday is in 4 days. I’m turning -596 years as it is 1393. Today we want to go to Tabriz, hoping that this day is turning out to be better than our first day in Iran. When we reach the city, which is famous for its Friday Mosque and an impressive Bazar, everything is closed. As we have to learn, Imam Khomeyni’s 24th anniversary of death is today. Our biggest problem is that all the banks are also closed, so we cannot change any money. While we are walking through the streets, a guy suddenly stops us and asks if we want to change money. He wants to give us 32.000 Rial for 1 US Dollar, but we want 37.000. We meet at 36.000, which is rather good for us in this desperate situation. So we are now officially millionaires! (we get 1,8 Million Rials for 50 US Dollar; 1 kg tomatoes cost ca. 15.000 Rial, 1 liter Diesel ca. 3.500 Rial).

We decide on driving towards Ardabil and the Caspian Sea instead of going directly to Teheran. Close to a tiny lake we see loads of Iranians having pick nicks and barbecues and we also stop. We are again the main attraction and people give us muffins, cookies, sweets, and raisins. We also have to pose for the family photo :) One woman, however, seems to be a bit strange: she asks us what we think about Iran and says that the government is so bad. We act as we have not heard about it and simply smile.

Tag 57, 5.6.2013 – Von Nir bis Rasht

km 165042

Ardabil ist (laut Reiseführer) eine der schönsten Städte von Ostazarbaijan. Ihre Hauptattraktion ist das Grabmal des Shaiks Sufi al-Din, der sich hier nach der Gründung des Sufi-Ordens eine Grabstätte errichten lies. Sein Urenkel Ismail bestieg außerdem später den persischen Thron. Die Anlage mit Park und Moschee ist sehr beeindruckend. Besonders gut gefällt mir auch, dass die Frauen fast ausschließlich knallroten oder pinken Nagellack auf ihren Zehen tragen :) Am Markt kaufen wir noch für €1,50 ein gutes Kilo Tomaten, ein Kilo Gurken und ein halbes Kilo Kirschen, bevor es ans Kaspische Meer geht.

Da dies ganze Woche frei ist, sind die wenigen öffentlich zugänglichen Strände am Kaspischen Meer überfüllt. Wir sind (laut GPS) auf -16 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Schwimmenden sind komplett verhüllt, doch sie plantschen dennoch vergnügt im verschmutzten Meer. Wir wollen nicht Schwimmen gehen und so beschließen wir, noch etwas die Küste entlang zu fahren. Mehr als 3 Stunden sind wir im stop-and-go-Verkehr, während uns die Autos immer zuhupen und fragen: „where are you from?“. „Austria“ verstehen sie gar nicht, man muss es schon „Atriche“ aussprechen. Plötzlich ruft jemand neben uns: „Ja, hallo! Willkommen im Iran. Ich wohne in Wien.“ Wir folgen dem braunen Mercedes und so kommen wir an einen iranischen Campingplatz. Betesch und seine Frau, beide sind Iraner, machen auch gerade Urlaub am Kaspischen Meer und wir setzen uns gleich zu ihnen auf die Decke. Wir rauchen Shisha und ziehen Vergleiche zwischen Österreich und dem Iran.

Als wir zum Stand gehen, leuchtet uns ein Militär ins Gesicht. Betesh sagt uns, dass die öffentlichen Plätze vom Staat überwacht werden, damit Zucht und Ordnung herrscht. Nachts klopft es an unser Fenster. Wieder mal wissen wir nicht, wer draußen steht, da die Iraner zuerst gegen die Türe schlagen, bevor sie sich vorstellen. Das Militär steht draußen (diesmal unbewaffnet) und David muss seinen Pass abgeben, da man ja wissen will, wo genau die Menschen sind...

Day 57, 5 June 2013 – From Nir to Rasht

km 165042

Ardabil is – according to our travel guide – one of the most beautiful cities in the region. Its main sight is the Tomb of Shaik Sufi al-Din, who was the founder of the Order of the Sufi. His great-grandson later even became the Persian Emperor. The park and the mosque next to the tomb are also very lovely. At the food bazar we buy more that one kilo tomatoes, a kilo cucumbers and half a kilo cherries for around €1,50.

As this week is a national holiday, all the non-private beaches at the Caspian Sea are crowded. According to our GPS we are at an altitude of -16 m. The people are swimming fully clothed as there are no separate swimming areas for men and women. As the water is very, very dirty we actually don’t want to swim in it. For this reason, we drive along the coast line. After three hours of stop-and-go-traffic, during which the other cars honked and shouted “where are you from?” (they don’t know what Austria is; we had to shout “Atriche”), we suddenly heard a Viennese Austrian dialect shouting “Ja, hallo! Willkommen im Iran. Ich wohne in Wien“ (meaning: “Hello! Welcome to Iran. I’m living in Vienna”). We follow the brown Mercedes until we reach the Iranian version of a camping site. Betesch and his wife spend their holidays at the Caspian Sea and we are invited to join them. We even smoke shisha (water pipe) with orange tobacco.

When we walk down to the beach, a military officer lights our faces with his torch. Betesch tells us that the Iranian government provides the safety the people demand. Okay... During the night time, another military officer knocks at our door. He wants to have David’s passport, which he will get back tomorrow. Well, the government wants to know where its people are.

Tag 58, 6.6.2013 – Von Rasht bis Karadj

km 165393

Heute wollen wir eigentlich bis nach Teheran fahren, doch auf Grund des Staus ist an ein Weiterkommen nicht zu denken. Dennoch sind wir von der Umgebung wie verzaubert: wir fahren durch eine tiefe Schlucht mit einem rauschenden Bach, bevor es uns auf 3000m Seehöhe verschlägt. Nur die Luft ist von den Abgasen leider blau gefärbt.

Wir parken Bluffi an einer Stelle, an der wir die Berge und den Stausee überblicken, während David und ich auf den Gipfel klettern. Wir sind heute von -3m auf 3100m Seehöhe gefahren und die Höhe spüren wir dementsprechend: Ohrenweh, Kopfweh, Schwindel. Doch die Aussicht lohnt dennoch. Wir sehen den Gipfel des Kuh-e Damavand, der mit 5601m der höchste Berg des Irans ist. Außer uns sind auf dem Berg noch einige Ziegen- und Schafhirten und so genießen wir die unglaubliche Stille.

P.s.: Wir haben heute bei Vali Abad die ersten 10.000 km unserer Reise geknackt (und Info für Zedi: Bluffi schluckt 0,65l Öl auf 1.000 km. Nicht schlecht, oder?)

Day 58, 6 June 2013 – From Rasht to Karadj

km 165393

Today we actually wanted to drive to Teheran, but due to the horrible traffic jam we are so slow that we only manage to drive 70 km in 5 hours. However, we are nevertheless able to enjoy the breathtaking surrounding: right through a deep ravine with a soughing creek we drive up to 3000m altitude.

We park Bluffi at a great spot overlooking the mountains, the valley and the dam, while David and I walk up to the top of the mountain. So today we started at -3m and ended up at 3100m. We feel sick, have a headache and feel rather dizzy. However, we are rewarded for our struggle: at top we are able to see Kuh-e Damavand, which is 5601m high and the highest mountain of Iran. The only other people staying at the mountain are shepherds and goatherds and so we can finally enjoy a quiet surrounding without any cars.

P.s.: Today we reached the first 10,000 km of our journey in Vali Abad.

Tag 59, 7.6.2013 – Karadj

km 165673

Unsere erste Nacht auf 3000m haben wir sehr gut verbracht, denn es war angenehm kühl. Vom Bus aus haben wir einen wunderbaren Blick auf den Staudamm, an dem die Straße vorbeiführt und so beschließen wir den Tag hier am Berg zu verbringen, denn wir sehen weiter unten die Autokolonnen vorbeiwälzen.

Auch in den Bergen ist man scheinbar nie alleine: Um uns herum sind 3 große Schafherden und ein Lämmchen verirrt sich unter unseren Bus. Wir fühlen uns hier wie zu Hause! Dann kommen auf einmal zwei Uniformierte, die sich das Auto- und Mopedkennzeichen notieren. Sie wollen in den Bus schauen, doch David sagt, dass „his wife“ drinnen sitzt und somit hat sich die Sache erledigt (ich bin ja besser als jeder Wachhund). Sie fragen nach Çai und David tut, als würde er nicht verstehen. Irgendwie wollen wir ihre Gesellschaft nicht...

Day 59, 7 June 2013 – Karadj

km 165673

Our first night in the mountains was really relaxing and cool. The view of the reservoir dam is really lovely and the mountain air is so clear that we decide on staying for another night. However, even in up here we are not alone: We are surrounded by three large herds of sheep including numerous shepherds and one small baby lamb even gets lost, ending up directly in front of our bus. Some minutes later two guys in uniform appear, who note down the car and the scooter’s number. They want to know who else is in the bus and when David says ‘my wife,’ they refrain from wanting to see me.

Tag 60, 8.6.2013 – Von Karadj über Teheran zum Khoumeyni Shrine

km 165673

Heute wälzen wir uns mit dem Verkehr Richtung Teheran. Zwar ist es nicht mehr so schlimm, da die Ferien vorbei sind, doch diese Straße scheint ständig verstopft zu sein. Die Teheraner sind dafür bekannt, unglaublich schlechte Autofahrer zu sein. Wir denken uns, dass es nicht schlimmer werden kann als an der Küste des Kaspischen Meeres, denn dort sind die Fahrer einfach auf einer Schnellstraße stehen geblieben, wenn sie sich schnell eine Melone holen wollte. Es werden auch schließlich nur Moscheen und keine Parkplätze gebaut! Die Teheraner steigern das noch: aus einer dreispurigen Straße kann man locker eine fünfspurige machen. Kuscheln ist hier angesagt.

In Teheran soll unser erstes Ziel das Azadi (dt. Freiheit) Monument sein. Natürlich ist kein Parkplatz weit und breit und wir machen es wie die Iranis: einfach vor die „Parken und Halten verboten“-Schilder stellen und auf Allahs Beistand hoffen. Im Monument gibt es ein Museum, das einen Überblick über die Geschichte des Irans gibt. Irgendwie scheint es dieses Museum aber nie gegeben zu haben, denn nur ein Tor zu einer Baustelle weist auf eine Möglichkeit hin, das Monument überhaupt zu betreten. War wohl nix!

Weiter geht es zur Seilbahn. Mit 35 Minuten Fahrzeit gehört sie zu einer der längsten der Welt und wir freuen uns schon sehr auf den Blick über die Millionenmetropole. Als wir am Parkplatz ankommen sagt uns ein Teherani, dass die Seilbahn schon länger außer Betrieb ist. Man kann aber zur Talstation wandern, die in etwa 30 Gehminuten entfernt ist. Er meint zudem, dass wir mit Sicherheit auf dem Parkplatz über Nacht stehen bleiben dürfen, wir müssen nur dem Security Guard Bescheid geben. Der Aufstieg in der Hitze hat sich echt gelohnt. Die Stadt erstreckt sich vor uns und wir können sie das erste Mal in ihrer vollen Pracht wahrnehmen. Auf dem Weg nach unten kommt uns ein Mädchen entgegen, die vielleicht ein, zwei Jahre jünger ist als ich. Sie trägt ihr Kopftuch nur mehr locker um den Hals gelegt, hört laut Rockmusik und trägt knallroten Lippenstift. Das nenne ich mal Revolte :) (und mutig).

Der Security Guard war leider nicht sehr nett und sagte nur „Go, go!“. Uns auch egal. Wir fahren zum Bazar und liegen richtig mit unserer Vermutung, dass die Geschäfte schon geschlossen haben. Kochen wollen wir heute nicht mehr und so holen wir uns ein Falafel-Sandwich. Ich glaube das war eine der besten Speisen, die ich je gegessen habe! David schmeißt heut auf den Putz und holt sich für €0,40 noch ein zweites, doch ich muss passen.

Wir fahren heute noch zum Khoumeyni Shrine, der über einen Campingplatz verfügt. Allerdings scheint uns der Parkplatz auf der anderen Straßenseite viel sympathischer. Wir gehen wieder fest davon aus, dass in der Nacht die Polizei an unsere Tür klopfen wird. Keine 20 Minuten später versucht irgendjemand zuerst die Fahrer-, dann die Beifahrer- und Schiebetüre aufzureißen. David ruft mehrmals laut „hey“, doch der Vollidiot hört nicht auf, an den Türen zu rütteln. Als wir durch die Windschutzscheibe blicken, staunen wir nicht schlecht: Ein Polizist mit Wehrpflichtigem als Begleitschutz (ist im Iran ganz normal; sie sind auch mit Maschinengewehren bewaffnet). Solche Dummköpfe – von Selbstschutz haben sie wohl gar keine Ahnung! (Ich sehe gerade vor meinem inneren Auge wie Siegfried M. sich vor Unglaube an die Stirn fasst) Er meint, der Parkplatz sei nicht sicher (wie gesagt: wir standen keine 20 Minuten hier und die erste Polizeistreife kommt vorbei) und so begleitet er uns durch eine Unterführung zum Khoumeyni Shrine. Normalerweise muss man dort so ca. €1 bezahlen, doch weil wir Touris sind ist es gratis. Endlich dürfen wir in Ruhe schlafen!

Day 60, 8 June 2013 – From Karadj via Teheran to Khoumeyni Shrine

km 165673

Today we wallow with the direction of traffic into Tehran. While in general the traffic is not too bad since the holidays are over, this road seems to be constantly clogged. The Teheranians are known to be incredibly bad drivers. We believe (and hope) that it cannot be worse than at the Caspian Sea, because the drivers up there simply stopped on the highway when they quickly went to get a melon or some water.


In Tehran, our first goal is to be the Azadi (freedom) monument. Of course, no parking is available and we do it just as the Iranians: simply park in front of the "parking and stopping prohibited"-signs and pray for Allah's assistance. In the Monument there is a museum that gives an overview of the history of Iran. However, it seems that this museum was never opened.

We continue to the cable car. With its 35 minutes drive it is one of the longest in the world and we are looking forward to the panoramic views of the metropolis. When we arrive at the parking lot a Teherani tells us that the cable car is out of service for some time, but that you can hike to the base station, which is located about 30 minutes away. He also says that we are allowed to stay in the parking lot overnight, we only have to give notice to the Security Guard. The walk up in the heat was really worth it. The city spreads out before us and we can perceive its full glory. On the way down we meet a girl, perhaps a year or two younger than me, and she is wearing her scarf only loosely around the neck, listening to loud rock music and wearing bright red lipstick. That's what I call a revolution :) (and courage).

The Security Guard unfortunately was not very nice and just said "Go, go!". We go to the bazaar, but have to learn that the stores are closed. We do not want to cook today and so we get a falafel sandwich. I think that was one of the best dishes I've ever eaten! David gets even a second one (they only cost €0,40).

We drive to Khoumeyni Shrine, which has a campground. However, we park opposite the shrine as there is less light. We are sure that in the night the police will knock on our door, but we still go to bed. Less than 20 minutes later, someone tries to open the driver seat door, then the passenger seat door and finally the sliding door. David calls loudly, but the idiot doesn’t stop to tear on the doors. As we look through the windshield, we are amazed: A policeman with his escort (in Iran they are also armed with machine guns). Such fools - they probably have no idea of self-protection! He thinks the parking lot is not safe (as I said, we have been here since 20 minutes and the first police patrol is here) and so he accompanied us through an underpass to Khoumeyni Shrine. Usually you have to pay about € 1, but because we are tourists it is free. Finally we can sleep in peace!

Tag 61, 9.6.2013 – Vom Khoumeyni Shrine bis Natanz

km 165864

Unser Ziel für heute soll ein Stellplatz kurz vor Isfahan sein, denn wir wollen nicht am Abend in der Stadt ankommen. Kurz nach Qom erblicken wir dann die ersten anderen „Ausländer“, die wir bis jetzt im Iran gesehen haben: Ein Auto mit deutschem Kennzeichen hupt und fährt an uns vorbei. Aus dem Beifahrerfenster winkt noch eine Hand. Bei der nächste Raststätte fahrt das Auto ab und wir folgen nach. Argid und Raimund sind ebenfalls Overlander. Sie wollen in ca. 14 Tagen bei Zahedan über die iranisch-pakistanische Grenze fahren. Da Beluchistan nicht gerade sicher ist, tauschen wir unsere Nummern aus, damit wir uns in zwei Wochen in Bam treffen können, um gemeinsam über die Grenze und dann weiter bis nach Punjab zu fahren. Die zwei Sportskanonen wollen dann drei Monate im Karakorum bergsteigen, bevor es dann nach Indien gehen soll. Ihr Endziel ist aber die Mongolei.

Nach einer kurzen Plauderei trennen uns unsere Wege wieder. Vor Natanz finden David und ich einen Stellplatz in der Wüste, der hinter einem Hügel von der Straße aus nicht zu erspähen ist. In der Nacht kühlt es zum Glück merklich ab (wir sind ja wieder einmal auf knapp 1500m) und so schlafen wir ruhig.

Day 61, 9 June 2013 – From Khoumeyni Shrine to Natanz

km 165864

Our goal for today is a parking space some kilometers away from Isfahan, because we do not want to arrive in the city in the evening. Shortly after Qom we behold the first other "foreigners" which we have seen in Iran so far: A car with German license plate honks and drives past us. From the passenger window I can still see a waving hand. At the next gas station the car stops and so we follow. Argid and Raimund also overlanders from Germany. They also want to cross the Iranian-Pakistani border in about two weeks time. Since Baluchistan is not really safe we exchange numbers so that we can meet in Bam to travel across the border together and then even further on to Punjab. The couple wants to go hiking in the Karakoram for three months before going to India. Their ultimate goal is to be Mongolia.

 

After a brief chat we part ways again. David and I find a nice place in the desert close to Natanz. At night it cools down quite noticeably (we are once again at 1500m altitude) and so we sleep peacefully.

 

Tag 62, 10.6.2013 – Von Natanz bis Isfahan

km 166196

Bevor wir heute nach Isfahan aufbrechen erledigen etwas, das wir schon seit längerem hinausschieben: wir stecken die Reifen um. Die Ersatzreifen vom Dach und von der Front sind die neuen Vorderreifen, die werden zu Hinterreifen und die Hinterreifen schließlich zu den neuen Ersatzreifen (Memo an mich selbst). Allerdings muss auch noch die Innenseite nach außen und so müssen wir 4 Reifen von den Felgen lösen (eigentlich 5 – einen haben wir verkehrt herum raufgetan, also musste er wieder runter). Das ganze Schauspiel dauerte ganze vier Stunden!

In Isfahan angekommen suchen wir den ITTIC Platz, der über Duschen und einen Waschraum verfügt, welchen uns Argid und Raimund empfohlen haben. Leider ist die Straße in unserer Karte nicht mehr abgedruckt, weshalb wir raten müssen. Leider haben wir falsch geraten, doch schnell finden wir einen anderen Parkplatz: Einen Friedhofsplatz. Islamische Friedhöfe sind ja nicht so wie die unseren, sondern in schönen Grünflächen angelegt. Von dort aus fahren wir mit dem Taxi die gut 5 Kilometer bis zur Stadtmitte (für €2), genauer gesagt zum Maydan-e Imam Platz mit anschließendem Torpalast, der Masdjid-e Imam Moschee sowie dem Bazar.

Thomas, Ingrid, Hans und Erna haben uns das Abbasi-Hotel empfohlen, das wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen wollen. Vor dem Eingang sehen wir plötzlich ein Overlander-Fahrzeug aus Deutschland und wir erkennen es sofort: Der Lao-Express, von dem wir aus dem Weltreiseforum erfahren haben. Leider sind die Jungs scheinbar unterwegs und so gehen wir in das Hotel, das uns an die Märchen von Scheherazade aus 1001 Nacht erinnert, um uns wegen eines Zimmers für die nächste Nacht zu erkundigen. Dort versteht leider keiner Englisch, doch nach einigen Minuten sagt eine Frau an der Rezeption: „To make reservation pay €5 now“. Nein, danke. Wir suchen weiter nach englischsprachigem Personal. Endlich kommt ein Herr, der uns versteht. Wir fragen ihn, ob wir unser Fahrzeug, das sehr hoch ist, morgen irgendwo parken können. Er meint, dass dies natürlich kein Problem sei. Das Hotel verfüge auch über einen Außenparkplatz. Wir sollen einfach morgen unser Auto dort abstellen, in das Hotel kommen, dort können wir noch einen Kaffee trinken und zur Stadtbesichtigung aufbrechen oder, wenn es bereits 14 Uhr ist, einchecken.

Voller Vorfreude fahren wir zum Friedhof, legen uns noch ein bisschen in die Wiese und genießen es, dass es endlich etwas kühler wird.

Day 62, 10 June 2013 – From Natanz to Isfahan

km 166196

Before we leave today to Isfahan we do something that we postponed for some time: we change the tires. The spare tire on the roof and on the front are the new front tires, the front tires become the new back tires and the back tires are the new replacement tires (memo to myself). The whole thing takes more than four hours.

In Isfahan, we look for the ITTIC place that has showers and a laundry room, which was recommended to us by Argid and Raimund. Unfortunately, we cannot find it but we quickly find another place to park: a graveyard. Islamic cemeteries are not like ours but are beautiful green areas. From there we take a taxi to the city center (for € 2), more specifically to Maydan-e Imam, the Masdjid-e Imam mosque and the bazaar.

Thomas, Ingrid, Hans and Erna recommended us the 5-star Abbasi Hotel. Directly in front of the entrance we suddenly see an Overlander vehicle from Germany and we recognize it immediately: The Lao-Express, of whom we read in the World Travel Forum. Unfortunately, the guys are apparently not in their car and so we go to the hotel – reminding us of the tales of Scheherazade from 1001 Nights – to ask about a room for the next night. Unfortunately, no one understands English, but after a few minutes a woman at the reception says: "To make reservation pay € 5 now". No, thank you. We continue to look for English-speaking staff. Finally, a member of staff who understands us comes. We ask him if there is a parking area for our vehicle, which is very high. He says that this is no problem since the hotel also has outdoor parking. We may just leave our car there tomorrow, come to the hotel, where we can have a coffee and leave for sightseeing or if it is already 2 p.m., we may also check in.

Full of anticipation, we go to the cemetery, lie down in the grass and relax since it is finally a bit cooler.

Tag 63, 11.6.2013 – Von Isfahan bis kurz vor Nain

km 166304

Heute wollen wir in das berühmte 5-Sterne Hotel Abbasi einchecken. Wie abgemacht fahren wir zum Parkplatz. Dort fragt uns ein Herr gleich: „You guest in hotel?“ „Not yet. We want to drink a coffee, take a look at the room and if we like it we check in“. „Passport“ – David gibt ihm den Pass. Der Parkwächter ruft bei der Rezeption an, die ihm bestätigt, dass wir keine Gäste im Hotel sind. Er meint: „Only hotel guests“. Wir deuten auf den halbleeren Parkplatz. David wiederholt nochmals, dass wir erst einchecken wollen. Der Parkwächter versteht nichts uns antwortet: „Lady stay here, you go check in, come back“. Nein, sicher nicht. Wir sagen ihm, dass dies der schlechteste Hotelparkplatz ist, den wir je erlebt haben. Ihm ist dies aber völlig egal.

Wir parken Bluff in einem nahegelegenen gebührenpflichtigen Parkplatz und gehen die 2 Kilometer zum Hotel. Dort fragen wir, ob wir draußen im Garten einen Kaffee trinken können. Mit einem Handzeiger verweist die Dame auf die Türe zum Innenhof. Da nach 10 Minuten niemand kommt, gehe ich rein, frage nach dem Kellner und dem WLan Passwort. Wir sitzen weitere 30 Minuten auf der Terrasse, können aber inzwischen wenigstens unsere Mails abrufen. BBC, Guardian, Standard, New York Times, etc. funktionieren im Iran nicht, ebenso wie unsere Homepage. Tja, wir fallen leider unter den Alien Act. tt.com geht interessanterweise und so erfahren wir wenigstens, was daheim los ist. Ich stoße auf die Homepage eines deutschen Radiosenders, der im Iran stationiert ist und hoffe dort Informationen zur Wahl im Iran zu bekommen. Die Schlagzeilen sind mehr als interessant: „NATO verübt Giftgasanschlag in Syrien. Tausende Zivilisten sterben“, „Dunst über Teheran durch Wüstensand aus Saudi Arabien erzeugt“, „Hohe Wahlbeteiligung im Iran soll EU und USA davon abhalten, von Wahlbetrug zu sprechen“. Sicher, unsere Medien sind auch sehr einseitig, aber das geht zu weit.

Da ich mir nicht sicher bin, ob ich unsere Homepage nur auf meinem Laptop nicht öffnen kann, gehe ich ins Business Centre. Dort erklärt mir die Dame, dass die meisten ausländischen Websites im Iran nicht geöffnet werden können, sie hätte allerdings gewisse Filter. Sie schließt die Türe ab und bittet mich, niemand etwas von den Filtern zu erzählen. Leider funktionieren sie auf meinem Computer nicht und so muss ich bis Pakistan warten, um die Homepage öffnen zu können.

Zurück im Garten ist nun knapp eine Stunde vergangen und es war noch immer kein Kellner da. Uns ist es egal, wir bleiben noch eine weitere Stunde sitzen, da es im Innenhof angenehm kühl ist. Ich glaube ich muss nicht erklären, dass wir nicht im Abbasi-Hotel eingecheckt haben.

Ab 18 Uhr wird es wieder etwas kühler, weshalb wir heute noch bis kurz vor Nain fahren, bevor es morgen dann durch die Dasht-e Kavir nach Tabas gehen soll.

Day 63, 11 June 2013 – From Isfahan to Nain

km 166304

Today we want to check into the famous 5-star hotel Abbasi. As agreed we drive to the parking lot. The parking guy asks us immediately: "You in hotel guest?" "Not yet. We want to drink a coffee, take a look at the room and if we like it we check in." "Passport" - David gives him the passport. The guard calls the reception, which confirms that we are not guests in the hotel. He then says: "Only hotel guests." We point at the empty parking lot. David repeats again that we want to check the room first. The guard then has a brilliant idea: "Lady stay here, you go check in, come back." No, certainly not. We tell him that this is the worst hotel car park we have ever experienced. He seems not to care.

We park Bluffi in a nearby parking lot and walk the 2 km to the hotel, at which we ask whether we can have a coffee in the garden. The lady points at the door to the garden. As no one comes after 10 minutes, I go in, ask for the waiter and the WiFi password. We sit for another 30 minutes on the terrace, but at least we can now check our E-Mails. BBC, Guardian, Standard, New York Times, etc. do not work in Iran, as well as our homepage. Well, unfortunately we fall under the Alien Act. tt.com is working and so we at least know what is going on at home. I come across the website of a German radio station, which is stationed in Iran and hope to get information about the elections in Iran. The headlines are more than interesting: "NATO committed poison gas attack in Syria. Thousands of civilians die," "Haze over Tehran caused by sand from Saudi Arabia," "High turnout in Iran’s election will detain EU and USA to speak of election fraud. " To admit, our media are also very one-sided, but this is just incorrect.

Since I'm not sure if it is due to my notebook that I cannot open our homepage, I go to the business center. The lady there tells me that most foreign sites in Iran cannot be opened, but she has certain filters. She closes the door and asks me not to tell anyone about the filters. Unfortunately they do not work on my computer so I have to wait until Pakistan before I can open the homepage again.

Back in the garden and one hour later there is still no waiter in sight. We do not care, we remain seated for another hour, since it is pleasantly cool in the courtyard. I think I need not say that we have not checked in in the Abbasi hotel.

At 6 p.m. it becomes a bit cooler and we drive towards Nain before going through the Dasht-e Kavir to Tabas tomorrow.

Tag 64, 12.6.2013 – Von Nain bis kurz vor Tabas

km 166435

Wir fahren langsam in die Dasht-e Kavir. Die „Vorsicht Kamel“-Schilder werden immer häufiger und dann sehen wir das erste Mal eine Herde, welche die dürren distelartigen Sträucher abknabbern. Als auch diese Büsche nur noch vereinzelt auftauchen, sieht man gar keine Tiere mehr. Jetzt verstehen wir, warum die Dasht-e Kavir als eine der lebensfeindlichsten Wüsten gilt.

Der Name Kavir stammt von den Seen her, die sich in der Regenzeit in der Wüste bilden und, da sie keinen natürlichen Abfluss haben, eine dicke, rosafarbene Salzschicht hinterlassen wenn sie vertrocknen. Durch einen der größten Kavire, der zur Zeit kein Wasser führt, leitet uns die einzige Straße bis kurz vor Tabas, wo wir hinter Schuttkegeln Zuflucht vor der Sonne finden.

Day 64, 12 June 2013 – From Nain to Tabas

km 166435

We drive deeper and deeper into Dasht-e Kavir. The "caution camel"-signs are becoming more common and we see a herd for the first time, nibbling the dry thistle-like shrubs. As these bushes appear more and more sporadically, there are no animals to be seen. Now we understand why the Dasht-e Kavir is considered one of the most hostile deserts. The name of this desert stems from Kavir, which are lakes that form in the rainy season in the desert and as they have no natural drainage, they leaving a thick, pink salt layer when they dry up.

Tag 65, 13.6.2013 – Von Tabas nach Nayband

km 166849

Nach einer ewig langen schnurgeraden Straße durch die Mondlandschaft sehen wir Palmen am Horizont: Es ist das Oasenstädtchen Tabas. Beim nordwestlichen Ortseingang sieht man sofort die riesige Moschee mit traumhafter Gartenanlage. Leider komme ich ohne Chador (dem schwarzen Ganzkörperpinguinoutfit) nicht in die Moschee rein und so spazieren wir im Vorhof durch den Garten. Bei guten 45°C weht kein Lüftchen und so beschließen wir weiterzufahren, da zumindest der Fahrtwind etwas kühlt.

Nach Tabas geht die Dascht-e Kavir nahtlos in die Dasht-e Lut über, die als eine der heißesten Wüsten der Erde gilt. Dort im Juni durchzufahren grenzt schon etwas an Wahnsinn, doch das gehört zum Reisen dazu. Hier weht wieder ein stärkerer Wind, der so heiß ist, dass er auf der Haut richtig schmerzt. Zum Glück sind wir mit an die 100 Liter Trinkwasser (und weiteren 100 Litern Nutzwasser) beladen, von denen an diesem Tag sicher 20 Liter nur fürs Trinken draufgehen.

Bei Deyhuk fragen wir bei der routinemäßigen Polizeikontrolle, die im Iran ca. alle 50 Kilometer anzutreffen ist, nach, wo wir „gasoil“, also Diesel, finden können. Man deutet uns, dass wir ein paar Minuten warten sollen. Im Polizeiquartier herrscht Aufregung wie in einem Ameisenhaufen und dann öffnet sich endlich das schwere Eisentor. Ein Polizeiauto fährt raus und deutet uns, ihm zu folgen. Ja, wir werden direkt zu der Tankstelle gebracht, die keine 500 Meter entfernt liegt. Wir stellen uns hinter einen weißen Peugeot an, während die Polizei vorfährt und mit dem Tankwart ausmacht, dass er uns volltanken soll (wir haben ja keine Tankkarte und deshalb schnorren wir immer von den LKW-Fahrern und den Tankwarten). Als der Fahrer des weißen Peugeots die Polizei sieht fährt er hastig rückwärts. David hupt wie verrückt doch der Depp fährt einfach weiter. Schon kracht es. Ich steige aus, zeig ihm den Vogel und begutachte, ob bei uns was kaputt ist. Nichts zu sehen, nur seine Scheinwerferkleinteile kleben an unserer Reifenverkleidung und die Seilwinde zeichnet sich an seiner Heckstoßstange ab. Die Polizisten setzen sich in ihren Wagen und fahren die 10 Meter zum Unfallort (ja, ihr Auto hat Klima). Der Depp ist schnell wieder in seinen Peugeot gehüpft und will schon weg, als ihn einer der Polizisten aufhebt. Huch, was ist denn jetzt? Eine seiner drei Mitfahrerinnen sitzt am Steuer und man kann erkennen, dass die zwei Polizisten und der Depp „typisch Frau am Steuer“ deuten. Der Polizist fragt, ob bei uns alles okay sei und wir lachen, zeigen auf unseren Rammschutz und sagen „chube“ (Farsi für „gut“). Unser erster Unfall wäre also überstanden.

Langsam fangen die wunderschönen rot-braunen Felsformationen an, die im Abendlicht unbeschreiblich majestätisch leuchten. Inmitten ihrer schlagen wir unser Nachtlager auf. Am Wegesrand haben wir immer wieder die „Asian Cheetah“-Schilder gesehen und als wir in der Nacht tatsächlich Geheule hören, kommt richtiges Wüstenfeeling auf.

Day 65, 13 June 2013 – From Tabas to Nayband

km 166849

After an eternally long straight road through the lunar landscape we see palm trees on the horizon: it is the oasis town of Tabas. At the north-western entrance you immediately see the huge mosque with fabulous gardens. Unfortunately, I'm not allowed to enter without chador (the black full-body penguin outfit), so we walk through the garden in the courtyard. As it is as hot as 45 °C and no wind is blowing, we decide to continue on, since at least the wind produced while driving is cooling slightly.

After Tabas the Dasht-e Kavir flows seamlessly into the Dasht-e Lut, which is considered one of the hottest deserts in the world. Driving through there in June is considered to be madness, but that is an important part of traveling. A stronger wind blows here, which is so hot that it hurts on the skin. We have 100 liters of drinking water (and a further 100 liters of water for industrial purposes), of which we drink at least 20 liters today.



When we ask at a police check in Deyhuk where we can find "gasoil," i.e. Diesel, the officer says that we should wait a few minutes. In the police quarters, excitement prevails and then finally the heavy iron gate opens. A police car drives out and points us to follow them. Yes, we will be taken directly to the gas station, which is within 500 meters. We stop in line behind a white Peugeot, while the police tells the gas station attendant that he should fill our tank (we have no fuel card and therefore we always scrounge of the truck drivers and gas station attendants). As soon as the driver of the white Peugeot sees the police, he quickly moves backwards. David honks like crazy but the twig simply moves on. Then there is a crash. I get out, shake my head and look whether anything is broken. Nothing to see, only small parts of his headlights sticking on our tire casing and the winch is mirrored on its rear bumper. The police sit in their car and drive the 10 meters to the accident (yes, they have AC in their car). The moron quickly jumps back into his Peugeot and wants go when policemen stop him. Huh, what is it now? One of his three female passengers is now driving and you can see that the two policemen and the guy say "typical for women driving cars". The policeman asks if everything is okay with us, and we laugh, pointing at our bull bar and say "Chube" (Farsi for "good"). So this is our first car accident!

Slowly, the majestic red-brown rock formations begin to be illuminated by the indescribably beautiful evening light. This is where we set up our camp for the night. Along the way we have always seen the "Asian Cheetah" signs and when we actually hear howling in the night, the desert feeling is great.

Tag 66, 14.6.2013 – Von Nayband über Kerman bis Baqein

km 167320

Heute wollen wir das Städtchen Kerman begutachten, das am Rande der Dasht-e Lut liegt. Zudem wird heute im Iran der neue Präsident gewählt, weshalb wir uns diese Stadt auserkoren haben, da wir dort einerseits schnell an Nachrichten kommen können und es andererseits nur mehr gute 400 Kilometer bis zur pakistanischen Grenze sind. In Kerman finden wir leider den Weg zum Stadtzentrum nicht. Ein Wagen hält an und ein Mann fragt uns, ob er uns zum Bazar bringen soll. Wir willigen ein. Dort steht ein Wahlbus, also ein großer Bus, in dem gewählt wird. Die Schlange davor ist lang und interessanterweise überwiegt die Zahl der Frauen.

Reza, Sivi und ihr Sohn Fazer zeigen uns den Hammam, der im alten Teil des Bazars liegt. Wir sind begeistert von dem Prachtbau, der in vergangenen Zeiten als Treffpunkt für Händler, Handwerker und Bauern galt, und der heute als Museum dient. Anschließend lädt uns Reza ein, ihn zu sich nach Hause zu begleiten. Wir trinken Kaffee, spielen „Mensch ärgere dich nicht“ mit Fazer, der uns sogar den traditionellen iranischen Sporttanz vorführt. Die Familie scheint zur unteren Mittelschicht zu gehören und uns ist es fast peinlich, dass sie uns zum Mittagessen einladen, bei dem es für uns Hühnchenkebap, Reis und Rührei gibt, während sie sich nur auf Reis beschränken wollen. David und ich legen einen Spieß sofort zurück und teilen uns den anderen.

Als wir gegen 15 Uhr Richtung Shiraz aufbrechen wollen, führt uns Reza noch in die Gemeinschaftsdisco. Dort lernen wir zwei seiner Brüder und drei seiner Neffen kennen, die dort unten Wasserpfeife rauchen und Kaffee trinken. Wir sehen sogar sehr viele leere Alkoholflaschen, die wie Trophäen ober der Chai-Bar aufgestellt sind. Schnell füllt sich der Raum, denn die sechs Häuser, die sich den Innenhof teilen, werden von Reza uns seinen fünf Geschwistern bewohnt. Alles in Allem sitzen wir schließlich zu Dreißigst im Keller. Die Musik wird aufgedreht, die Discokugel eingeschaltet und los geht die Party. Dann bekomme ich noch das jüngste Familienmitglied in die Hand gedrückt: Die kleine Bahar ist noch keine drei Monate alt und einfach nur zuckersüß. Ihre Mutter Yazil ist gleich alt wie ich und wir verstehen uns auf Anhieb. Sie schlägt uns vor, dass wir alle gemeinsam nach Mahan fahren können und so geht der Road Trip los. In Mahan besichtigen wir zuerst die Moschee mit den sieben Türen. Diese dient heute auch als Wahlsprengel. Ein Mädchen, das mittelmäßiges Englisch spricht, stellt uns wieder skurrile Fragen während ein Mann im Anzug unauffällig (haha) mithört. Wir radeln unsere Standardgeschichte runter: Wir sind seit Jänner verheiratet, sind auf Hochzeitsreise und das erste Mal im Iran, David ist Zimmerer, ich Kindergartentante, der Iran ist einfach super, es gibt nichts besseres, bla bla bla. Nachdem das Verhör vorbei ist besichtigen wir noch den ehemaligen Wohnsitz des Shars. Dort wird David von einem fast blinden Herren, der lange in Heidelberg gelebt hat, angesprochen. Er schickt mich mit Reza und seiner Familie weg und bittet uns, erst in 15 Minuten wiederzukommen. Ich bin etwas verwirrt, willige aber ein. David erklärt mir dann, wieso wir gehen mussten: Da Rezas Familie sehr traditionell ist, wollte er sie nicht dabei haben, da er David gebeten hat, ihm bei einem kleinen Problem zu helfen. Er will Bier brauen – angeblich weil es seine Blindheit erträglicher macht – und hat sich in Deutschland eine DVD gekauft, doch irgendwie klappt es nicht. Jetzt soll David den Braumeistern eine Mail schreiben, was er denn falsch gemacht haben könnte, und ihm anschließend einen Brief schreiben.

Wir verabschieden uns von Reza und seiner Familie bevor wir weiter Richtung Baqein fahren. Alle haben beinahe Tränen in den Augen und ich werde Yazil und Bahar auch etwas vermissen. Wir haben aber zum Glück unsere Mailadressen ausgetauscht und ich verspreche, ihnen die Fotos vom heutigen Tage zu schicken.

Day 66, 14 June 2013 – From Nayband via Kerman to Baqein

km 167320

Today we want to visit the town Kerman, located on the edge of the Dasht-e Lut. In addition, the new president is elected in Iran today, which is why we have chosen this city: On the one hand, we can look at the news and on the other hand, it is only 400 km to the Pakistani border. In Kerman we cannot find the way to the city center. A car stops and a man asks us if he should bring us to the bazaar. We consent. There we see an election bus, which is a big bus in which the elections take place. The queue is long, and, interestingly, the number of women outweighs.



Reza, Sivi and their son Fazer show us the hammam, located in the old part of the bazaar. We are delighted by the magnificent building, which was a meeting place for merchants, craftsmen and farmers in times past, and today serves as a museum. Reza then invites us to accompany him to his home. We drink coffee, play "Ludo" with Fazer, who even shows us the traditional Iranian sports dance. The family seems to belong to the lower middle class and it is almost embarrassing that they invite us to lunch, which is chicken kebab, rice and scrambled eggs for us, while they only eat rice. David and I put one kebab back immediately and share the other.

When we want to leave at 3 p.m. for Shiraz, Reza takes us into the community disco. There we get to know two of his brothers and three of his nephews, who smoke hookah down there and drink coffee. We even see a lot of empty liquor bottles that are placed -- almost like trophies -- above the chai bar. The room becomes crowded rather quickly, as the six houses that share the courtyard are occupied by Reza and his five siblings. All in all we end up sitting in the basement with thirty Iranians. The music is turned up, the disco ball is turned on, so let the party begin. Then I suddenly find myself holding the youngest family member in my arms: Baby Bahar is not yet three months old and so cute! Her mother Yazil is the same age as me and we immediately like each other. She suggests that we can all go to Mahan together and so the road trip begins. The first mosque we visit in Mahan is the one with the seven doors. Today it serves as an electoral district. A girl who speaks mediocre English, asks us bizarre questions while a man in a suit stands behind her, listening to our answers. We tell them our standard story: We have been married since January, we are on our honeymoon and the first time in Iran, David is a carpenter, I am a nursery school teacher, Iran is great, there is nothing better, blah blah blah. After the interrogation is over, we visit the former residence of the Shar.

We then say goodbye to Reza and his family before we head towards Baqein. Almost all have tears in their eyes and I think I will somehow miss Yazil and Bahar, but fortunately we have exchanged our E-Mail addresses and I promise to send them the photos I took today.



Tag 67, 15.6.2013 – Von Baqein bis Maharlu (bei Shiraz)

km 167547

Wir wollen heute die knapp 500 Kilometer von Kerman bis Shiraz fahren. Die Strecke ist wieder einmal malerisch (ich glaube die Fotos sind selbsterklärend). Auf unserer Karte ist ein riesiger See eingezeichnet doch als wir in etwa dessen Ufer erreichen, stehen wir vor einer unberührten rosaroten Salzschicht. Wir schnappen uns die leeren Marmeladegläser und schaufeln rein, was Platz hat. Etwas weiter entlang des vermeintlichen Ufers führt ein Weg immer weiter Richtung See (laut Navi stehen wir mitten im See), an dem wir halten.

Es dauert keine zehn Minuten bis ein Blue Truck stehenbleibt. Er ist bis oben hin mit Weizen beladen und schnell schenkt uns der Fahrer zwei Kilo seiner kostbaren Fracht. Was wir damit wohl machen werden? Vermutlich weiterschenken. Es bleiben noch drei weitere Bauern stehen und sie erklären uns, wie wir nach Shiraz kommen, was es dort zu sehen gibt und wo man unbedingt hin muss. Wieder einmal werden wir eigeladen, bei ihnen zu nächtigen, doch wir lehnen dankend ab.

Day 67, 15 June 2013 – From Baqein to Maharlu (close to Shiraz)

km 167547

We want to drive from Kerman to Shiraz today, which is a distance of 500 km. The track is once again picturesque (I think the pictures are self-explanatory). A huge lake is located on our map but when we reach the shore, we are facing a pristine pink salt layer. We grab the empty jam jars and take as much as possible. A little further along the shore a path leads further towards the lake (according to our GPS we are in the middle of the lake).



It takes ten minutes until a blue truck stops. It is loaded to the top with wheat and the driver quickly gives us two kilos of his precious cargo. What are we going to do with it? Probably give it to somebody else. Three other farmers stop and they tell us how to get to Shiraz, what's there to see and where to go. Once again we are invited to spend the night at their place, but we kindly decline.

Tag 68, 16.6.2013 (Bloom’s Day) – Von Maharlu über Shiraz bis Persepolis

km 168045

Nur noch 30 Kilometer trennen uns von Shiraz, welches als eine der schönsten Städte des Irans gilt. Wir parken Bluffi in eine helle Seitenstraße, die von Wohnhäusern umgeben ist. Als erstes wandern wir durch den Hammam, die Moschee und den Bazar. Zwar sind die Sehenswürdigkeiten sehr schön, doch Kerman hat uns besser gefallen. Die Zitadelle von Shiraz braucht man wirklich nicht von Innen besichtigen. Zwar wird auf einem großen Plan erklärt, wo sich die einzelnen Museumstrakte befinden, doch nur ein einziger Raum ist zugänglich. Wir sind enttäuscht.

Im Park legen wir uns in den Schatten und warten, bis um 16 Uhr die Internetcafés wieder öffnen. Wir schreiben unseren Liebsten, erkundigen uns über den Wahlausgang und was sich in den letzten zwei Tagen im Iran abgespielt hat (wir haben rein gar nichts mitbekommen, außer, dass alle sehr zufrieden sind), schauen, was es in Pakistan und in Österreich Neues gibt.

Als wir zum Bus kommen, sehen wir schon einen Polizisten und einen Militär. Wir stehen (wie alle Iraner) im „Parken und Halten verboten“-Bereich und erwarten uns schon Schelte. Dann sehen wir, dass neben der Beifahrerseite Glas am Boden liegt. Bluffi wurde aufgebrochen! Das Ausstellfenster ist kaputt und die Türe offen, doch die Schiebetür muss ich erst aufsperren. Ich erwarte mir totales Chaos, doch es sieht nicht so schlimm aus. Im ersten Moment scheint auch nichts zu fehlen. Mein iPod liegt noch gleich offen wie vorher drinnen und auch unsere beiden alten Digicams und mein altes Handy sind noch da.

Der Militär, der, gleich wie der Polizist, kaum Englisch spricht, deutet, dass er den Einbrecher gesehen, ihn dann mit dem Moped gejagt und festgenommen hat. Den Whiskey hat er wieder in den Kühlschrank geräumt. Welchen Whiskey? Wir haben noch Bernis Sektflasche im Kühlschrank und sagen, dass das „Atriche Juice“ sei. Dann erklärt er, dass er den Einbrecher mit der Sektflasche im hinteren Teil des Busses erwischt habe. Mhh... hat vorher aber anders geklungen. Sie fragen uns, ob wir Arabisch können, denn sie hätten endlich einen Dolmetscher für uns auftreiben können. Wir sagen, dass wir nur Englisch und Deutsch können und er fragt, ob wir uns sicher sind, dass wir kein Arabisch können. Ja, sind wir. Also müssen wir nicht mit auf den Posten. Der Militär verstrickt sich immer mehr in Widersprüche und wir gehen mittlerweile fest davon aus, dass er gesehen hat, wie jemand das Auto aufbricht, denjenigen verjagt hat und sich anschließend alleine im Auto umgesehen hat. Zudem ist auch nur ein Fußabdrucksmuster erkennbar. Jetzt will er auch noch den „Whiskey“ als Belohnung haben, doch wir tun so, als verstünden wir nicht.

Als die zwei auf ihrem Moped endlich wegfahren, pfeift vom Haus ein Mann runter und deutet, dass wir zu ihm zum Teetrinken kommen sollen. Sehr nett und wir hätten vermutlich auch erfahren, was genau passiert ist, aber wir haben heute keine Nerven mehr. Also fahren wir los. Nun müssen wir einen Glaser finden, der uns das Dreiecksfenster zuschneidet. Der mehr als unwillige Herr pfuscht etwas, das in etwa der Form entspricht und will es dann mit Kleber reinmanschgern. David lehnt ab, nimmt das Glas, das uns €2 kostet, aber mit.

Heute fahren wir noch bis Persepolis, wo wir einen ruhigen Parkplatz finden. Als ich in das Handschuhfach blicke, merke ich endlich, was da fehlt: Die LED Taschenlampe :(

Voller Ärger über den Dummkopf schlafen wir ein. In der Nacht wird es plötzlich wahnsinnig heiß und ich fürchte schon, dass der Motor unseres Ventilators durchgebrannt sei. Ich schalte ihn aus und höre ein lautes Surren: Hat nicht der A**** an unserem Standheizungsregler rumgedrückt und versehentlich eingestellt, dass sie in der Nacht losgeht!!

Day 68, 16 June 2013 (Bloom’s Day) – From Maharlu via Shiraz to Persepolis

km 168045

Only 30 km lie between us and Shiraz, which is supposed to be one of the most beautiful cities in Iran. We park Bluffi in a broad and illuminated side road which is surrounded by residential houses. First we walk through the hammam, the mosque and the bazaar. The sights are very nice, but we liked Kerman better. You should definitely not visit the Citadel of Shiraz: Although it is explained on a large plan where the individual museum wings are, only one room is open. We are disappointed.

In the park we lie in the shade and wait for the internet cafes to open. We write our beloved ones, inquire about the election and what has happened in the last two days in Iran (we have noticed nothing, except that all are very satisfied with the outcome of the elections) and we read what's new in Pakistan and Austria .

When we get to the bus, we already see a policeman and a military guy waiting. We park (like all Iranians) under the "parking and stopping prohibited"-sign and expect scolding. Then we see the glass on the ground next to the passenger side. Someone broke into Bluffi! The window is broken and the door open, but the sliding door is locked. I expect total chaos, but it does not look so bad. At first, nothing seems to be missing. My iPod is still where I left it and also our two old digital cameras and my old phone are still there.



The military, who, just like the policeman barely speaks English, indicates that he has seen the burglar, then chased him with his moped and arrested him. He has then put the whiskey back into the fridge. What whiskey? We still have Berni’s sparkling wine in the fridge and tell them that it is "Atriche Juice". Then he explains that he had caught the burglar with the champagne bottle in the back of the bus. Mhh... didn’t he just say something different? They ask us if we can speak Arabic, because they were finally able to find an interpreter for us. We say that we only speak English and German, and he asks if we are sure that we cannot speak Arabic. Yes, we are. So we need not go to the post. The military guy is increasingly entangled in contradictions and we now firmly believe that he has seen someone breaking into the car, chased him and has subsequently looked in the car. Now he also wants to have the "whiskey" as a reward, but we pretend not being able to understand him.



When the two finally drive away, a man from the house opposite the street whistles to us and suggested that we should come to him for tea. Although this is very nice and we would have probably found out what exactly happened, we are not in the mood for it. So we drive off. Now we have to find a glazier who makes a new triangle window. The reluctant guy produces something that is similar to the shape and wants stick it in with glue. David declines, takes the glass, which costs € 2, and we leave.



Today we drive to Persepolis, where we find a quiet park. When I look in the glove compartment, I finally realize what is missing here: The LED flashlight :(



Full of anger about the fool we fall asleep. In the night it suddenly becomes insanely hot and I fear that the engine of the fan is broken. I turn it off and hear a loud buzzing: The stupid a** of a burglar pressed all the buttons of our booth heating controller and accidentally set it so that it goes off at night!

Tag 69, 17.6.2013 – Von Persepolis bis zum Fluss nördlich von Bander-e Busher

km 168157

Wir stehen um 6 Uhr auf, um uns Persepolis in Ruhe und Kühle ansehen zu können. Der Ticketschalter hat noch zu und wir hoffen, gratis reinzukommen. Ein Militär bewacht das Gebiet allerdings und wir müssen umdrehen. Vor einem Hotel steht ein Toyota Landcruiser mit deutschem Kennzeichen, doch diesmal sind es nicht die Jungs vom Lao-Express. Leider ist der Besitzer nicht anzutreffen und so gehen wir weiter.

Um Punkt 8 Uhr öffnet der Ticketschalter. Die Iranis müssen nur 20.000 Rial zahlen (die Zahlen können wir mittlerweile sehr gut lesen), doch wir satte 150.000 (also €4). Persepolis selbst ist ein wunderschöner Ort. Die Anlage, die von Xerxes I. erbaut, von Artaxerxes I. und III. erweitert und von Alexander dem Großen als einziges Bauwerk auf seiner Eroberungsreise zerstört wurde, ist insgesamt rund 125.000 m² groß. Wir schreiten die Stufen hoch auf eine Ebene, die durch zwei mächtige Tore zum Saal der hundert Säulen führt. In den Steintoren haben die ersten westlichen „Entdecker“ ihre Namen eingeritzt – manche gehen bis in das Jahr 1810 zurück und wir entdecken sogar das Logo der East Indian Trading Company. Weiter geht es dann zum Palast des Xerxes, dessen Stufen, Säulen und Wände so prachtvoll geschmückt sind, wie wir es bis jetzt kaum gesehen haben. Persepolis ist somit sicher die atemberaubendste Sehenswürdigkeit, die wir im Iran bis jetzt besichtig haben.

Auf dem Weg Richtung Persischen Golf bleiben wir bei einem anderen Glaser stehen, der uns die Scheibe wieder nur reinkleben will. David bittet ihn aber, die drei Löcher für die zwei Schrauben und den Hebel reinzubohren und so sind wir schon einen Schritt weiter.

Die Fahrt kann also weitergehen. Wir landen erneut auf 2000 m Seehöhe, von wo aus wir einen gigantischen Blick auf die roten Felsen und einen türkisblauen Fluss haben. Ein Weg führt uns sogar bis an ein aufgestautes Becken, wo wir das erste Mal seit wir im Iran angekommen sind alleine verweilen können. Wir wollen noch unser neues Dreiecksfenster montieren als David bemerkt, dass sein Leatherman weg ist. Nicht der Wert wäre das Tragische, sondern die Erinnerungen: David hat ihn (und eine Standbohrmaschine) als er 15 war von Zedi bekommen, der im Gegenzug einen 112 PS GTI Motor erhielt. Der Leatherman war mit David schon in den USA, Kanada, Mexiko, Thailand, auf Kuba und Jamaica. Jetzt hat ihn der doofe Militär-Heini. Soll er sich dran schneiden! (Klingt zwar gemein, aber ich nenne das quid pro quo).

Day 69, 17 June 2013 – From Persepolis to a river north of Bander-e Busher

km 168157

We get up at 6 a.m. to walk through Persepolis in peace and coolness. The ticket office is still closed and we hope to get in for free, but a military is guarding the are, and we have to turn wait for the sight to open. In front of a hotel we see a Toyota Land Cruiser with German license plate, but this time it's not the guys from Lao-Express. Unfortunately, the owner is working on the car in a rather awkward pose, so we decide not to disturb him.

At 8 a.m., the ticket counter opens. The Iranians have to pay only 20,000 Rial (we can now read the numbers very well), but we have to pay 150,000 Rials (which is still only €4). Persepolis itself is a beautiful place. The site, built by Xerxes I, Artaxerxes I and III, and destroyed by Alexander the Great (it is the only building which he destroyed on his conquest trip) is a total of around 125,000 m² in size. We walk up the stairs to a plane passing through two massive gates to the hall of the hundred pillars. The first western "discoverers" carved their names into the stone gates - some date back to the year 1810 and we even find the logo of the East Indian Company. Next, we walk to the palace of Xerxes, whose steps, columns and walls are beautifully decorated.

On the way towards the Persian Gulf we stop at another glazier’s, who again just wants to glue it. David asks him to drill the three holes for the two screws and levers and the rest we will do.

The journey can continue. We end up again at 2000 m above sea level, from where we have a gigantic view of the red rocks and a turquoise river. A path leads us even to a dammed pool, where we are alone the first time since we stay in Iran. We want to install our new triangle window, when David notices that his Leatherman is gone. Not the value is tragic, but the memories which are now gone: when he was 15 he got it from Zedi, who received a 112 hp GTI engine (and a drill press) in return. The Leatherman even travelled with David to the U.S., Canada, Mexico, Thailand, Cuba and Jamaica. And now the stupid military guy holds it in his hands. I hope he badly injures himself with it! (Sounds rather harsh indeed, but that’s what I call quid pro quo).

Tag 70, 18.6.2013 – Von nördlich von Bander-e Busher bis Kaki

km 168403

Man hat uns sogar schon in den beiden Wüsten gewarnt, dass die Regionen am Persische Golf zu den heißesten des Irans gehören, doch mit dieser feuchten Hitze hätten wir nicht gerechnet. Zwar hat es „lediglich“ 45°C oder 46°C, aber man tropft richtig, da das Klima auf Grund des Meeres sehr humid ist.

 

Gegen Mittag finden wir einen Bootssteg, der an die 200m ins Meer hinausreicht. Der Wind ist herrlich und wir stecken sogar unsere Zehen in das 30°C warme Wasser. Abends finden wir einen Stellplatz direkt am Meer, umgeben von Büschen und Sanddünen. Später kommen noch die Nationalparkranger und wir befürchten schon, dass wir wieder fahren müssen, doch sie bringen uns nur eine Flasche mit eiskaltem Wasser und machen Fotos. Am Morgen klebt ein Zettel mit ihrer E-Mail Adresse auf unserer Windschutzscheibe.

Day 70, 18 June 2013 – From north of Bander-e Busher to Kaki

km 168403

They even warned us in the two deserts that the regions around the Persian Gulf are among the hottest of Iran, but we did not expect this humid heat. Although it has "only" 45 °C or 46 °C, the water keeps dripping down our face.



Around noon, we find a jetty that leads 200m into the sea. The wind is lovely and we even put our toes into the 30 °C water. In the evening, we find a parking space right at the sea, surrounded by bushes and sand dunes. Later, the park rangers come and we fear that we need to leave, but they only bring us a bottle of ice cold water and take photos. In the morning a note with their E-mail addresses is stuck on our windshield.

Tag 71, 19.6.2013 – Von Kaki bis Kang

km 168571

Wir tuckern also die Küste des Persischen Golfs entlang und der Iran zeigt sich von seiner schönsten Seite: links von uns erheben sich die mächtigen, aber kargen Berge, die in eine trockene Wüste übergehen. Rechts prescht das türkisblaue Meer an die Küste, deren Strände oft von Palmen umgeben sind. Da im Iran Schwimmen nicht gerade zu den Hobbies der männlichen Bevölkerung gehört und für Frauen – außer in abgetrennten Bereichen – nicht wirklich erlaubt (naja, erlaubt schon, aber es macht halt niemand) ist, bietet sich uns ein ungewohntes Bild: die herrlichsten Strände und ein klares Meer, doch keine Menschenseele.

 

Abends fahren wir bis zum Strand vor und sind mitten unterm kochen, als ein Militär auf seinem Motorrad vorfährt. Er deutet David, dass wir weg sein müssen sobald die Sonne untergegangen ist, denn sonst werden wir verhaften. Keine 15 Minuten bleiben uns also. Als er mit dem Bike im Sand umdrehen will, gräbt er sich bis zur Nasenspitze ein. David will ihm helfen, doch er lehnt ab. Wir müssen uns wirklich unser Lachen verkneifen. Wir fahren also noch eine gute halbe Stunde und stellen uns wieder an den Strand. Dort stört uns niemand.

Day 71, 19 June 2013 – From Kaki to Kang

km 168571

So we chug along the coast of the Persian Gulf and Iran is at its best: On our left the mighty but barren mountains rise, which give way to a dry desert. On the right, the turquoise sea is dashing to the coast, while the beaches are often surrounded by palm trees. As in Iran swimming is not one of the hobbies of the male population and for women - except in separate areas – it is not really allowed (well, it is allowed, but you can hardly see anyone swimming), it is an unusual picture seeing the most beautiful beaches and a clear sea, yet not a soul swimming in it or lying on the beach.



In the evening we park on a beautiful beach and are cooking pasta, when a military pulls up on his motorcycle. He says that we must be gone once the sun has gone down, because otherwise he will arrest us. So we have 15 minutes left. When he wants to turn the bike in the sand, he gets stuck in it. David wants to help him, but he refuses. We really need to suppress our laughter. So we have to drive for another half hour and find ourselves on another beach. There, no one bothers us.

Tag 72, 20.6.2013 – Von Jang bis Jiroft

km 169036

In einigen Tagen werden wir mit Argid und Raimund über die pakistanische Grenze fahren. Leider hat – dank des iranischen Netzes – unsere SMS Kommunikation nicht ganz funktioniert, doch wir schaffen es endlich doch, uns zu schreiben. Sie haben einen nettes Guest House in Bam gefunden, in dem wir uns für den nächsten Tag verabreden.



Die Straße führt uns durch Gas- und Ölbohrstationen und wir erleben den millionenschweren Wirtschaftszweig hautnah. Links und rechts von uns speien die Bohrtürme ihr kostbares Gut aus, das sogleich in knallorange Flammen umgewandelt wird. Die Hafenstadt Bander-e Abbas ist zwar nicht gerade schön, aber irgendwie hat die Schwerindustrie ihr eigenes Flair. Zudem sehen die Menschen hier unten schon ganz anders aus, fast schon wie die Saudis.



Das letzte Stück vor Bam führt uns in die Berge. Da es dort angenehm kühl ist bleiben wir für die Nacht an einem Stellplatz, an den wir am und im Bus werkeln können, bevor wir in wenigen Tagen nach Pakistan fahren.

Day 72, 20 June 2013 – From Kang to Jiroft

km 169036

Könnte eng werden...
Könnte eng werden...

In a few days we drive with Argid and Raimund across the Pakistani border. Unfortunately - thanks to the Iranian network - our SMS communication did not work, but finally we are able to receive each others’ messages. They have found a nice guest house in Bam, in which we will meet the next day.



The road takes us through gas and oil well derricks and we experience the multi-million dollar industry first hand. Left and right we see the sparkling orange fires. Although the port city of Bander-e Abbas is not really beautiful, the heavy industry somehow has its own flair. In addition, people down here look quite differently, almost like the Saudis.



The last bit of the road to Bam leads us into the mountains. Because it's cool, we stay there for the night and we have enough space so that we can work on the bus and clean it before going to Pakistan in a few days.

Tag 73, 21.6.2013 – Von Jiroft bis Bam

km 169552

Heute packen wir hastig zusammen, um am frühen Nachmittag in Bam zu sein. Dort treffen wir uns in Akbar’s Guest House mit Argid und Raimund. Die zwei Berliner haben eine gute Wahl mit diesem Guest House getroffen, denn keine Stunde später kommen zwei hellhäutige Jungs durch das Tor. Wir sehen uns kurz an und erkennen: Der Lao-Express aus Ravensburg ist eingetroffen! Tobi und Markus haben mehrmals versucht, uns per SMS zu erreichen, aber es hat leider auch nicht geklappt. Wir verstehen uns gleich auf Anhieb und teilen Reisegeschichten aus. Wir beschließen zudem, noch einen Tag zu bleiben und zu entspannen, bevor es dann am 23.6. um 6 Uhr früh Richtung Taftan, dem Grenzort in Pakistan, gehen soll.



Abends kommt ein 8-köpfiger Trupp aus Malaysia an, der einen ganz speziellen Trip vor sich hat. mit vier Vespas und einem Begleitfahrzeug Pilgern Gruppenleiter, Opa, Tante, Schwägerin, drei Brüder und ein Schwager nach Mekka, denn dies ist der letzte Wunsch des alten Herren. Die Strecke durch den pakistanischen Teil von Baluchistan haben sie mit Nicholas aus Darwin, Australien, gemeistert, der vor einem Jahr seine Heimat mit seiner BWM Maschine verlassen hat und auf dem Weg nach Europa, Südamerika, Nordamerika und schließlich wieder Australien ist.

Day 73, 21 June 2013 – From Jiroft to Bam

km 169552

Today we get up early so that we can be in Bam in the early afternoon. There, we meet up with Argid and Raimund in Akbar's Guest House. The couple from Berlin, Germany, have made a good choice with this guest house, because only one hour later two light-skinned guys walk through the gate. We look at them and realize: The Lao-Express from Ravensburg, Germany, has arrived! Tobi and Markus have tried several times to reach us via SMS, but unfortunately it did not worked. We chat and share travel stories. We also decide to stay for another day and relax before starting towards Taftan, a border village in Pakistan, on 23 June at 6 a.m.



In the evening, an 8-member team from Malaysia arrive, who are on very special overland trip: with four Vespas and a support vehicle they are on a pilgrimage to Mecca. The team consists of the group leader, grandpa, aunt, sister, three brothers and a brother in law. Driving to Mecca on his Vespa is the last wish of the old master. They have mastered the route through the Pakistani part of Baluchistan with Nicholas from Darwin, Australia, who has left his home on his BWM motorbike a year ago and is now on his way to Europe, South America, North America and finally back to Australia.

Tag 74, 22.6.2013 – Bam

km 169637

Heute ist nochmals faulenzen angesagt, doch zuvor gehen wir noch mit Raimund und Argid zum Bazar, um Geld zu wechseln. Leider ist der Rial seit den Wahlen etwas stärker, weshalb der Wechselkurs für uns sehr mies ausfällt.



Die letzte Nacht im Iran ist eher unruhig und sehr heiß. Keine vier Stunden Schlaf sind für uns drin, aber das liegt vermutlich daran, dass wir morgen nach Pakistan aufbrechen und deshalb schon nervös sind.

Day 74, 22 June 2013 – Bam

km 169637

Today is going to be a lazy day, so we are joining Argid and Raimund to go to the Bazar in order to change some money. Unfortunately, the Rial became much stronger after the elections, so the exchange rate is very bad. The last night in Iran is hot and restless. I sleep for less than four hours because I am very nervous and curious about tomorrow’s journey to Pakistan.

Tag 75, 23.6.2013 – Von Bam bis Taftan (Pakistan)

km 169637

Um 6 Uhr morgens sind wir startklar, um dem Kompass Richtung Osten zu folgen. Bis Zahedan sind es an die 300 km. Dort wird das letzte Geld vertankt. Zwar dürfen wir nicht an die Zapfsäule, doch ein Herr füllt Kanister, die er 20 Meter zu unseren Autos schleppt, wo wir den Tank per Trichter vollfüllen. Er will zwar kein Geld dafür, doch wir geben ihm unsere letzten 100.000 Rial (also €2,50) als Geschenk. Wir müssen sogar auf dem Geldschein unterschreiben :)



Von Zahedan fahren wir weiter 100 km zum iranischen Grenzort Mir Javeh, diesmal allerdings mit Eskorte. An der Grenze geht die iranische Bürokratie wieder los: ein Stempel hier, einmal da unterschreiben, durch das Tor links, auf die Straße rechts, in das Büro, etc. Da es sicherlich zwei Stunden dauert, bis alle Carnets und Pässe gestempelt sind befürchten wir schon, dass wir heute nicht mehr nach Pakistan gelangen. Als wir den Iran endlich verlassen dürfen deuten uns die Grenzbeamten noch, dass man uns in Pakistan die Kehle durchschneiden wird. Danke, ihr Vollidioten.



Ich verlasse den Iran mit gemischten Gefühlen: die Landschaften sind unvergleichlich schön und vielfältig, auch die Menschen sind sehr nett, aber manchmal habe ich mich schwer getan, einzuschätzen, was nun Schein uns Sein ist. Das mit dem Verschleiern versteh ich überhaupt nicht und ich habe von zahlreichen Frauen erfahren, dass auch sie es als Zwang empfinden. David hingegen ist vollauf begeistert, obwohl ich glaube, dass es auch für ihn etwas ungewohnt war, ständig beobachtet zu werden.

Day 75, 23 June 2013 – From Bam to Taftan (Pakistan)

km 169637

 

At 6 in the morning we are ready to leave eastwards. We have to drive almost 300 kilometer to Zahedan. There, we want to turn our last Rials into Diesel. Although we cannot pump directly at the gas station, a gentleman fills a canister that he drags 20 meters to our cars where we fill up the tanks via funnel. Then, he does not even want money for it, but nevertheless we give him our last 100,000 Rial (which is € 2.50) as a gift. We even have to sign on it :)

From Zahedan we drive 100 km to the Iranian border town of Mir Javeh, but this time with a police escort in our car. At the border, the Iranian bureaucracy starts again: a stamp here, sign there once, through the gate on the left, along the road on the right, into the office, etc. Since it certainly takes two hours until all the carnets and passports are stamped, we fear that we do not get to Pakistan today. When we are finally allowed to leave Iran, the border guards indicate us that our throats are going to be slit in Pakistan. Thank you, you morons.

I leave Iran with mixed feelings: the scenery is incomparably beautiful and diverse, the people are very nice, but sometimes I found it difficult to assess what is real and what is fake. I cannot quite understand that all women have to wear head scarfs by law and I have learned from many women that they also feel it as a constraint. David, however, is completely thrilled, although I think it was also a bit strange for him to be constantly monitored.